Es war ein wunderschöner Tag im Mai 2018, die Sonne schien und es zog mich nach draußen. An diesem Tag entschied ich mich zur Abwechslung mal meinen Spaziergang in den kleinen Stadtpark von Kronberg im Taunus zu verlegen. Zwar wohnte ich bereits drei Jahre hier, aber ich lief meist eher durch den Wald und die Felder in der Nähe meiner Wohnung. Heute wollte ich mal den kleinen Park erkunden. Ich zog also meine Runden um einen kleinen Teich, entlang der Wiesen und Bäume und genoss den Gesang der Vögel. Es war eine Zeit, in der ich wieder intensiver nach Gott suchte und damit rang, wo mein Platz ist und welche nächsten Schritte ich gehen sollte. Und da sah ich ihn, direkt vor mir am Wegesrand: Einen Stein mit einer kleinen Plakette und einem Bibelvers drauf „Du Gott siehst mich“. Diese Worte trafen mich mitten ins Herz. Es war, als würde Gott selbst sie sprechen. Genau zur rechten Zeit, erinnerte er mich daran, dass er mich sieht – mit all meinen Gedanken und Sorgen, mit all meinen Hoffnungen und Herausforderungen. An diese Begebenheit erinnert mich die diesjährige Jahreslosung: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Die Geschichte zum Vers
Die diesjährige Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ steht in Genesis (1. Buch Mose) 16. Dort wird die Geschichte von der Sklavin Hagar erzählt. Diese erwartete ein Kind, fühlte sich ungeliebt, ungesehen, allein und ausgenutzt. Gleichzeitig war sie an ihrer Misere nicht ganz unschuldig. Sie hatte auf ihre Herrin, die selbst keine Kinder bekommen konnte mit Stolz herabgesehen und wurde nun mit niederen Arbeiten bestraft. Als sie es nicht mehr aushält, flieht sie in die Wüste – ohne Plan, ohne Ziel, einfach nur weg von allem. Doch in der Wüste begegnet ihr ein Engel, der ihr verkündet, dass Gott ihren Hilferuf gehört hat und ihr nach dem Sohn, den sie aktuell erwartet, Ismael (Gott hat gehört), auch noch viele weitere Nachkommen schenken wird. Voller Rührung, erfüllt von neuer Hoffnung gibt sie Gott einen Namen: Du bist der Gott, der mich sieht.
Hagar kehrt also zurück in ihre schwierige und herausfordernde Situation. Denn ihre Umstände hatten sich nicht verändert. Und doch veränderte sich für Hagar in diesem Moment alles. Sie wusste nun, dass sie nicht allein, sondern Gott an ihrer Seite ist. Er hatte ihre Rufe gehört und sie gesehen. Sie hatte neue Hoffnung und damit neue Kraft in ihren Umständen zu bestehen und sich ihrem herausfordernden Leben zu stellen.
Was hat das mit mir zu tun?
Ich bin weder Sklavin, noch schwanger in der Wüste, noch ganz allein auf dieser Welt und doch kann ich mich identifizieren mit Hagar. Manchmal fühle ich mich dem Leben hilflos ausgeliefert. Manchmal fühle ich mich ungerecht behandelt. Manchmal laufe ich kopflos vor Situationen davon. Manchmal habe ich mir meine Misere selbst eingebrockt. Und oft fühle ich mich nicht gesehen – ganz wahrhaftig gesehen, mit meinem ganzen Wesen, mit meinen Bedürfnissen und Sehnsüchten. Das kann sich ganz schön nach allein in der Wüste anfühlen.
Und genau deswegen berührt mich der Gedanke, dass es da eben doch jemanden gibt, der mich sieht. Immer, in jedem Moment, an den guten und an den herausfordernden Tagen meines Lebens. Mit all meinen Facetten. Einen, der mich schon vor meiner Geburt kannte. Einen, der mich begleitet, von meinem ersten Atemzug bis zum letzten. Gott sieht mich. Und das gibt mir Hoffnung und Perspektive.
Sieht Gott mich wirklich?
Neben der Geschichte von Hagar gibt es so viele weitere Bibelstellen, die mich darin bestärken zu glauben, dass ich Gott ganz und gar nicht egal bin, er mich sieht und kennt wie kein anderer. Da lese ich, dass Gott mich im Leib meiner Mutter geformt (Psalm 139,13) und alle Haare auf meinem Kopf gezählt (Lukas 12,7) hat. Er hat mich sogar bereits gesehen, bevor ich geboren war und jeden Tag meines Lebens in sein Buch geschrieben (Psalm 139, 16). All meine Wege sieht er und all meine Schritte zählt er (Hiob 31,4). Gott sieht und zählt auch jede meiner Tränen (Psalm 56,9). Er hat gute Pläne für mein Leben, gibt mir Zukunft und Hoffnung (Jeremia 29,11).
Bewahrt all das mich vor den Herausforderungen des Lebens? Nein, auch die Wüstenzeiten gehören zu meinem Weg dazu. Dabei bin ich in guter Gesellschaft – neben Hagar, fanden sich auch noch prominentere biblische Figuren wie Moses, Johannes der Täufer und sogar Jesus phasenweise in der Wüste wieder. In diesen Phasen aber zu wissen, dass ich nicht allein bin, dass Gott mich sieht und sich um mich kümmert, hilft mir den Blick nach vorn zu richten und meinen Weg aus der Wüste herauszufinden.
Was heißt es eigentlich gesehen zu werden?
Ich glaube, dass in uns allen dieses tiefe Bedürfnis schlummert, wahrhaftig gesehen zu werden. Dieses Gesehenwerden, geht dabei über die reine Sinneswahrnehmung des Sehens hinaus. Ich kann einen Menschen sehen und doch nicht wirklich wahrnehmen. Ich kann hören, was jemand sagt, ohne zu verstehen, was er meint. Wenn mich jemand wirklich sieht, erkennt er meine Persönlichkeit, mein Wesen, vielleicht auch meinen Schmerz und meine Sehnsüchte.
Und noch eine andere Facette gehört für mich zum wahrhaftig Gesehenwerden: die Annahme. Wenn die Jahreslosung davon spricht, dass Gott mich sieht, liegt darin auch die Zusage, dass er mich annimmt. Hagar war keinesfalls perfekt oder unschuldig. Dennoch hörte Gott ihr Rufen und ermutigte sie, ohne Vorwürfe, ohne Verurteilung, ohne erhobenen Zeigefinger.
In einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, wird es immer schwieriger, sich wirklich die Zeit zu nehmen den anderen wahrzunehmen, zu verstehen und sich auf sie oder ihn einzulassen. Außerdem sind wir oft sehr schnell dabei zu bewerten und zu verurteilen.
Echte Begegnung und Nähe entstehen aber, wenn wir uns die Zeit nehmen zuzuhören, wahrzunehmen, zu erkennen und zu verstehen. Und wenn wir dabei unsere eigenen Bewertungen und Urteile ruhen lassen. Da wo ich als Mensch gesehen werde, kann ich mich öffnen, kann ich mich vorsichtig immer mehr zu erkennen geben. Da wo ich gesehen werde, kann ich vertrauen und mich fallenlassen. Ich fühle mich dann nicht bewertet oder beurteilt, sondern angenommen und geliebt.
Dieses Bewusstsein gesehen, angenommen und geliebt zu sein – von Gott und von Menschen in unserem Leben, stärkt uns für die Herausforderungen, die so ein Menschenleben nun einmal mit sich bringt. Und Menschen, die geliebt und gestärkt durch Höhen und Tiefen des Lebens gehen können, sind wiederum Kraftquelle und Hoffnungsträger für andere Menschen.
Gesehen werden im Coaching
Dich für die Höhen und Tiefen des Lebens stärken und dich durch Herausforderungen und Wüstenzeiten des Lebens zu begleiten, ist auch das Ansinnen meiner Coachings. Mein Bestreben ist es dich wahrhaftig zu sehen, dich wahrzunehmen und anzunehmen – als einzigartige und wertvolle Persönlichkeit. Ich möchte dir einen Raum geben, in dem die Masken fallen dürfen und du ganz du selbst sein darfst, ohne bewertet oder verurteilt zu werden. In diesem sicheren und vertrauensvollen Rahmen können wir uns gemeinsam auf die Suche begeben nach Lösungen und deinen nächsten Schritten. Dabei begleite ich dich empathisch, geduldig, ermutigend und humorvoll.
Stehst du gerade vor einer Herausforderung oder Entscheidung? Benötigst du ermutigende Begleitung nach einer Trennung? Oder möchtest du dich einfach selbst besser kennenlernen und deine Persönlichkeit stärken und entwickeln? Dann vereinbare gerne ein kostenlos Kennenlerngespräch mit mir. Ich freue mich auf dich!
Liebe Katja, wie schön, deine Gedanken zur Jahreslosung zu lesen. Sie haben mich berührt und zum Nachdenken gebracht. Was für ein Geschenk, wenn wir wirklich mit allem, was wir sind, wahrgenommen werden.
Wie toll, wenn auch das in einem Coaching bei dir erlebt werden kann.
Alles Liebe, Esther
Liebe Esther, ich freue mich, dass meine Gedanken dich berührt haben. 😊 Ich spüre einfach diese tiefe Sehnsucht in mir wirklich gesehen und wahrgenommen zu werden und glaube dass es anderen ähnlich geht. Daher möchte ich dieser Sehnsucht begegnen und meinen Klientinnen auch dabei helfen sich selbst besser sehen und wahrnehmen zu können. 💛 Ganz liebe Grüße
Katja