Wenn wir an eine Trennung bzw. ans Verlassen werden denken, dann denken wir an Trauer, an Verlust, vielleicht auch an Wut, Frustration und Hilflosigkeit. Könnte eine Trennung aber auch eine Chance in unserem Leben sein, eine Chance zu Reflektion, Wachstum und Neubeginn? Für mich selbst waren die Trennungen in meinem Leben und meine eigene Scheidung sehr schwierige Zeiten voller Selbstzweifel und Schmerz. Aber ich habe diese herausfordernden Zeiten genutzt, mich selbst und mein Leben zu reflektieren, neue Wege zu gehen und bin letztlich gestärkt daraus hervor gegangen. In diesem Artikel möchte ich dir einige Schritte an die Hand geben, wie auch für dich eine schmerzhafte Trennung zur Chance werden kann.
Loslassen müssen oder loslassen dürfen – ein Perspektivwechsel
Bei einer Trennung bist du praktisch gezwungen Menschen und Träume loszulassen. Nicht nur den geliebten Partner musst du schweren Herzens ziehen lassen, sondern noch vieles mehr, was mit dem bisherigen Leben verbunden war. Der Traum von der ewigen Liebe oder einer Ehe „bis, dass der Tod uns scheidet“, zerplatzt wie eine Seifenblase. Gemeinsame Aktivitäten und Hobbies, die ihr zu zweit gerne unternommen habt, sind nun allein nicht mehr möglich oder machen einfach keinen Spaß mehr. Eure gemeinsamen Pläne zerfallen wie ein Kartenhaus. Und auch Familie und Freundeskreis verändern sich. Auch da musst du einige Menschen ziehen lassen, die dir ans Herz gewachsen sind. Abschied nehmen gehört in dieser Lebensphase dazu und das tut weh.
Aber lass uns den Blick doch mal erweitern. Gibt es nicht auch Dinge, die du gerne loslässt und die du in eurer Beziehung als schwierig oder gar frustrierend empfunden hast? Selbst, wenn dich die Trennung überrascht bzw. du (scheinbar) ohne Vorwarnung verlassen wurdest, hast du nicht schon länger gespürt, dass etwas nicht mehr passt? Gab es sogar immer wieder Differenzen und Streit? Ich will damit nicht sagen, dass es in einer gesunden Beziehung keine Differenzen und Streit geben darf. Im Gegenteil. Aber der Schlüssel ist es diese beilegen und gemeinsame Lösungen finden zu können. Deine Situation ist nun eine andere. Die Differenzen und Schwierigkeiten, die ihr hattet, werdet ihr nun nicht mehr gemeinsam lösen und sie liegen nun hinter euch. Und so gerne du sie vielleicht auch gelöst hättest, ist es nicht auch irgendwie erleichternd diese Differenzen, den Streit, das Kämpfen um die Beziehung nun einfach hinter dir lassen zu dürfen?
Ein realistischer Blick auf den Ex
Jeder Mensch hat gute und schlechte Seiten. Einen anderen anzunehmen, wie er ist auch mit seinen Ecken und Kanten macht eine Beziehung erst möglich und je weniger wir versuchen den anderen nach unseren Wünschen zu verändern und zu verbiegen, desto größer die Chance auf ein harmonisches, liebevolles Miteinander. Und das gilt auch nach der Trennung, betrachte deinen Ex-Partner so wie er ist – mit allem Guten und Schlechten. Wir neigen dazu unseren Partner durch eine sehr einseitige Brille zu sehen. Entweder heben wir ihn auf ein Podest und sehen nur das Großartige und Wunderbare an ihm, was eine Trennung natürlich besonders schmerzhaft macht. Oder aber wir sehen ihn in unserem Schmerz und unserer Wut nur noch als Grund allen Übels, den Täter, den Bösen, der Ursache für all unser Leid ist. Beide Brillen sind wenig hilfreich und lassen dich letztlich an deinem Ex festhalten. Es ist an der Zeit die Brille abzusetzen und ihn ganz ehrlich und offen zu betrachten, so wie er ist. Und auch hier gilt, du musst nicht nur das Schöne und das Liebenswerte an deinem Ex-Partner loslassen, sondern du darfst nun auch das loslassen, was dich regelmäßig auf die Palme gebracht oder traurig gemacht hat.
Dankbarkeit für das was war
Es geht mir dabei keineswegs darum deinen Ex-Mann oder deine bisherige Beziehung schlecht zu reden. Im Gegenteil, es ist Zeit nun einmal realistisch auf die bisherigen Monate und Jahre zu schauen. Wofür bist du dankbar und erinnerst dich gerne daran? Diese Erinnerungen gilt es als Schatz zu bewahren. Auch sie sind ein Teil von dir und werden es immer bleiben. Schaue mit Dankbarkeit und nicht nur mit Wehmut auf diese Zeit und auf diesen Menschen. Die gemeinsame Zeit war ein Geschenk, das dir keiner mehr nehmen kann. Aber du darfst nun auch ehrlich zu dir selbst sein und auf das schauen, was schwierig, frustrierend und wenig erfreulich war und es voller Dankbarkeit ziehen lassen. Auch das liegt nun hinter dir und das kann sehr befreiend sein.
Vergebung als Schlüssel
Gerade in der ersten Phase nach der Trennung gehen wir immer wieder die gleichen Situationen, die Trennungsgespräche, Streit und Enttäuschung in Gedanken durch. „Hätte er doch nur dies…“, „Hätte ich doch nur das…“. Sich mit dem was war aktiv auseinanderzusetzen ist wichtig und bildet die Basis für Wachstum und Neubeginn. Selbstvorwürfe oder Vorwürfe an den Ex-Partner und damit das Suchen nach Schuldigen bringt dich allerdings nicht weiter.
In den seltensten Fällen ist tatsächlich nur einer verantwortlich für das Scheitern einer Beziehung. Wahrscheinlicher ist es, dass ihr beide mal mehr, mal weniger euren Anteil daran hattet. Das für dich zu erkennen und anzunehmen – ohne Scham und Schuldgefühle – ist ein wichtiger Schritt auf deinem Weg der Verarbeitung. Versuche beide Anteile zu sehen und euch beiden zu vergeben.
Vergib ihm und vergib auch dir selbst
Womit hat dein Ex-Partner dich verletzt? Benenne dies ganz klar für dich und dann sprich Vergebung darüber aus und lass dieses Thema und den Schmerz gemeinsam mit deinem Ex-Partner ziehen. Das muss nicht im Gespräch sein. Vergebung ist möglich ohne, dass du dafür im Kontakt mit ihm sein musst. Schreib ihm beispielsweise einen Brief in deinem Journal, den du nicht versendest. Es geht zunächst nur um deinen inneren Frieden.
Oft noch viel wichtiger und schwieriger ist es aber auch dir selbst zu vergeben. Was hast du beigetragen zu eurem Scheitern? Benenne auch das für dich ganz klar, soweit du es eben zu diesem Zeitpunkt für dich erkennen kannst. Und dann sprich auch dir selbst Vergebung zu und lass es ziehen. In meinem Blogbeitrag „Du bist einzigartig und wertvoll“ habe ich am Ende von der Übung mit dem Spiegel gesprochen. Diese kannst du auch sehr gut nutzen, um dir selbst zu vergeben. Schau dir im Spiegel in die Augen und sage zu dir selbst „Ich vergebe mir, dass ich …“.
Lass die Emotionen, die dabei ans Licht kommen zu und gib dir Zeit. Vergebung ist keine einmalige Aktion, sondern ein längerer Prozess. Vielleicht musst du euch beiden immer wieder vergeben, bis es sich leichter anfühlt. Und vielleicht gibt es ja auch andere Beteiligte, denen du vergeben darfst, um weitergehen zu können.
Du bist wertvoll und liebenswert
Wichtig im Prozess der Vergebung ist es im Blick zu halten, dass du auch in deinen Schwächen, deinem Scheitern und deinen Verfehlungen, nicht weniger wertvoll oder weniger liebenswert bist. Wie gesagt, wir alle haben Stärken und Schwächen, wir alle haben Ecken und Kanten, wir alle scheitern ab und an. Das ist ok und gehört zum Leben dazu. Und dennoch bist du unendlich kostbar und wertvoll, du bist es wert dir zu vergeben und bist es wert geliebt zu werden. Wenn du das tief in deinem Inneren erkennst – für dich und für ihn – kannst du vollen Herzens vergeben und auch dann erst wirklich loslassen.
Was kannst du lernen aus der gemeinsamen Zeit?
Bei den bislang angesprochenen Themen wie Dankbarkeit, Vergebung und Loslassen bist du bereits mittendrin in tieferen Reflektionen zu dir selbst. Stelle dir dabei die Frage, was du aus den vergangenen Monaten oder Jahren lernen kannst. Ich glaube, dass Beziehungen immer eine Chance zum Wachstum mit sich bringen. Es ist kein Zufall, dass du dir gerade diesen Partner gewählt hast. Was waren die Dinge an deinem Partner, die du geliebt hast und die dich gestört haben? Was waren die Momente in eurer Beziehung, die dich gestärkt haben und welche haben dich frustriert? Und frage dich dann, was all das mit deiner Persönlichkeit zu tun hat.
Kannst du vielleicht Muster erkennen zu bisherigen Beziehungen? Hat sich die Dynamik verändert über die Zeit, die ihr zusammen wart und woran könnte das gelegen haben? Verliere dich nicht im Zurückblicken und Analysieren, aber versuche für dich zu erkennen, was du lernen darfst aus der gemeinsamen Zeit und der Trennung.
Wenn du diese Perspektive des Annehmens und Lernens einnehmen kannst, kann auch das dir helfen Dankbarkeit zu empfinden und loszulassen. Die gemeinsame Zeit und auch die Trennung sind Teil deiner Lebensreise und Teil deiner persönlichen Entwicklung. Sie sind also nicht nur verantwortlich für Trauer und Schmerz, sondern bergen so viel Potential für dein Leben und deine Zukunft.
Entdecke dich wieder neu
Und nun wo du lernst all das loszulassen, ist es auch an der Zeit dich selbst neu zu entdecken. In jeder Beziehung gehen wir Kompromisse ein, das gehört dazu – in Maßen. Oft passiert es aber auch, dass wir über all den Kompromissen, dem Anpassen und Harmoniestreben uns immer mehr selbst verlieren. Was will ich eigentlich vom Leben, wer bin ich wirklich, was erwarte ich, wovon träume ich? Dafür verliert so manche Frau im Laufe einer Beziehung den klaren Blick. Manche Frau löst sich förmlich auf im Wir.
Nun ist es Zeit dich wieder neu zu entdecken. Kennst du deine Stärken und Talente? Gibt es Hobbies, die du zu liebe der Beziehung zurückgestellt hast und die du nun wieder aufleben lassen kannst? Hast du Freundinnen oder Familienangehörige vernachlässigt, die dir eigentlich sehr wichtig waren? Gibt es neue Seiten und Interessen an dir, die erst durch die Beziehung zum Vorschein kamen und die du nun gern pflegen und erhalten möchtest, auch ohne diesen Mann an deiner Seite?
Bitte doch mal eine gute Freundin, deine Schwester oder deine Mutter drei Eigenschaften zu benennen, die sie an dir schätzt. Du wirst überrascht sein. Der Blick von Menschen, die dich lieben und schätzen ist oft ein ganz anderer, als der den du selbst auf dich hast. Aber spätestens jetzt ist es an der Zeit ebenso liebevoll und wertschätzend auf dich selbst zu blicken, deine Identität zu entdecken und zu stärken.
Neue Hoffnung und neue Träume
Während du durch all diese Prozesse läufst, beginnt auch langsam wieder die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft in dir zu erwachen. Jedes Loslassen schafft Raum für etwas Neues. Erlaube dir wieder zu träumen. Ja, du wurdest verletzt. Ja, du bist gescheitert. Aber lass den Schmerz darüber nicht dein zukünftiges Leben bestimmen. Wage es dich mit dem Schmerz und der Vergangenheit auseinanderzusetzen, aber verharre nicht darin. Eine Phase deines Lebens liegt nun hinter dir, aber die viel entscheidendere Frage ist: Wie möchtest du die nächste Phase deines Lebens gestalten? Erlaube dir zu träumen, zu hoffen und werde selbst aktiv und gehe mutig weiter. Es wartet noch so viel Schönes auf dich.
Mit meinem 1:1 Coaching-Programm „Dein neues Leben nach der Trennung – Wie du wieder glücklich wirst sowie neue Lebensfreude und Leichtigkeit findest“, begleite ich dich in 12 Wochen dabei, die oben benannten Schritte zu gehen, unterstütze dich mit deinen Gefühlen umzugehen, loszulassen, deinen eigenen Wert neu zu entdecken sowie dein Leben zu reflektieren und neu zu gestalten. Wenn das für dich interessant ist, findest du hier weitere Informationen dazu. Kontaktiere mich gerne, um Details zu deinem eigenen Weg zurück zu Lebensfreude und Leichtigkeit zu besprechen.
Bildquelle Beitragsbild: Ian Dooley auf Unsplash
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